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Die Madonna auf der Mondsichel

In der Pfarrkirche an der Nordwand befinden sich zwei spätmittelalterliche Figuren aus der  Werkstatt des sog. Meisters von Osnabrück: der Heilige Andreas und ein Bischof (wahrscheinlich der Hl. Wiho). Dazu gehört aber noch eine weitere Skulptur: die „Madonna auf der Mondsichel“, die sich heute im Landesmuseum Hannover befindet. Alle drei wurden um 1520 gefertigt.

Im Gegensatz zu den beiden in Belm verbliebenen Holzplastiken steht sie nicht auf einem Sockel und ist nicht farbig gefasst. Sie ist sehr kunstvoll und detailreich gearbeitet und ihre Kleidung weist sie als wohlhabende Dame des 16. Jahrhunderts aus. Das Jesuskind hält sie dem Betrachter entgegen, dessen Göttlichkeit durch seine Nacktheit und der damit verbundenen Menschlichkeit hervorgehoben wird. Auf der abgeflachten Rückseite hat sich wohl ein Restaurator des 19. Jahrhunderts mit einer Inschrift verewigt. Dort finden sich auch Spuren eines verloren gegangenen Strahlenkranzes.

Die Nacktheit des Kindes indes könnte dazu beigetragen haben, dass die Madonna zu Beginn des 20. Jahrhunderts „unerwünscht“ war und 1901 vom damaligen Pfarrer Friedrich Beenken ohne Genehmigung der Bischöflichen Behörde an einen Kunsthändler für 500 Reichsmark verkauft wurde. Das Landesmuseum kaufte ein Jahr später die Figur vom Kunsthändler Rink in Hannover für immerhin 800 Mark. Versuche des späteren Belmer Pfarrers Manuel von Ondarza und des Bischöflichen Generalvikariats die Marienfigur wiederzuerlangen scheiterten, da das Museum die Rechtmäßigkeit des Kaufs darlegen konnte. Außerdem, so steht es in dem 1928 verfassten Antwortschreiben es Museums, sei die Frist für eine mögliche Rückgabe ohnehin verstrichen gewesen.

Da sich die Figur im Januar 2018 vorübergehend nicht in der Dauerausstellung des Museums befand, bekam eine fünfköpfige Gruppe aus den Reihen des Renovierungsausschusses die Gelegenheit, sich die Madonna im Depot anzusehen, inklusive einer fachkundigen Beschreibung und Erläuterung durch eine Mitarbeiterin des Museums. Ihren Bemühungen sei hiermit herzlich gedankt.