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Frauen in der Kirche: Werden sie bald Diakoninnen?

Frauen und Amt

In Ihrem Kirchenkram-Video im Dezember 24 stellt Martina Kreidler-Kos die Frage „Frauen in der Kirche: Werden sie bald Diakoninnen?“ und berechtigt in Ihrer erfrischenden Art von den jüngsten Entwicklungen der Weltsynode und von den Forderungen nach einer größeren Rolle für Frauen. Lesen Sie im Folgenden, was sie dazu sagt. Den Link zu dem Video finden Sie am Ende dieses Artikels.

Kirchenkram Frauen und Amt

In diesem Kirchenkram - ein Thema, das einfach keine Ruhe gibt. Gott sei Dank. Grundsätzlich nicht und bei der Weltsynode, die gerade zuende gegangen ist, auch nicht: Frauen und Amt. Konkret - sind Frauen nun zur Diakonin berufen oder nicht? Würde es Gott gefallen, wenn sie seine Botschaft weltweit nicht nur unter die Leute bringen, sondern auch taufen würden, Liturgie feiern, einer Eheschließung beistehen? Und vielleicht sogar noch mehr? Eines Tages auch Eucharistie feiern und Beichte hören?

Ich höre schon wieder: „Dieses Thema beschäftigt sowieso nur die westliche Welt!“ Schaut euch ein keines feines Interview aus der Synodenaula an: Sr. Nirmala Nazareth, Präsidentin der 100.000 indischen Ordensfrauen wird danach gefragt und sagt. „Wir gehen in jede Ecke und Nische dieses Lebens um für Menschen einzustehen, die keine Rechte haben. We are the voice of the voiceless. Wenn es sein muss, legen wir uns mit zivilen Autoritäten und sogar Regierungen an. Nur wenn es um uns selber geht, dann verstummen wir.“ Das sollte nicht so bleiben.
Die Weltsynode hatte als Thema Synodalität. Ein altes Wort für eine gute Sache: Gemeinsam unterwegs sein, gemeinsam beraten und dann gemeinsam entscheiden. Gerne im Hören aufeinander, super gerne im gemeinsamen Gebet. Finden alle gut, hat man gemacht, hat Gemeinschaft in Verschiedenheit gefeiert und sich viel besser kennengelernt. Mit an diesen runden Tischen saßen diesmal sogar stimmberechtigte Frauen. Etwa jede 8. Stimme war weiblich – das ist ausbaufähig, aber immerhin.

Papst Franziskus ist – je älter er wird und so sehr ich ihn schätze - bei diesem Thema wirklich kein Held. Unlängst hat er in einer Uni in Belgien sein Frauenbild nochmal dargelegt. Sehr liebevoll, aber auch sehr großväterlich: Frauen sind anders als Männer, sind „fruchtbares Empfangen, Sorge, lebendige Hingabe“ – und man denkt sich so, ja, sind Männer hoffentlich auch und Frauen noch ne ganze Menge mehr. Das ist wirklich tiefste Mottenkiste der Klischees. Eine streitbare Delegierte aus der Schweiz, Helena Jeppesen-Spuhler, hat es in einem Interview mit ZDF Heute auf den Punkt gebracht: „Ich glaube, wir werden in der Synode mit Papst Franziskus darüber reden, dass diese Rolle der Frau unbedingt überdacht werden muss. Es kann nicht sein, dass die katholische Kirche diese Position vertritt, die er in Belgien geschildert hat.“
Die Strategie in Rom mit dem Thema auf der Synode irgendwie fertig zu werden, war jedenfalls die: Auslagern, kurz berichten, zur Seite schieben. Zu Beginn wurde die Studiengruppe 5, die offiziell über „einige theologische und kanonistische Fragen zu bestimmten Amtsformen“ nachdenkt, zitiert und hat kurz referiert. Die Synode hat aufgehorcht und gesagt, Moment, so nicht. Dieses wichtige Thema kann nicht unter „ferner liefen“ mal kurz abgehandelt werden. Man hat mehr Aufmerksamkeit eingefordert. Das wäre meines Erachtens schon als ein Zeichen des Geistes zu deuten. Das Synodensekretariat hat tatsächlich regiert und gesagt, gut, am nächsten freien Tag bieten wir an, ausführlicher davon zu berichten. Dieses Meeting fand auch statt, aber wieder halbherzig: schmal besetzt mit wenig Infos. Nochmal: Protest der Synode, wieder ein Einlenken. Kurz vor Ende, hieß es dann, wird der Leiter des Dikasteriums für die Glaubenslehre selbst Rede und Antwort stehen. Alle, die das Thema interessiert, können kommen. Haben über hundert Teilnehmer*innen genutzt und man hat, was Kardinal Fernandez sagte, sogar offiziell mitgeschnitten und ins Netz gestellt.

Das Ergebnis? Schmal und trotzdem gut: Man hatte offensichtlich vor, das Thema „Diakonat für Frauen“ für beendet zu erklären. Oder wenigstens geräuschlos auf die Seite zu schieben. Ist beides nicht gelungen. Im Abschlusspapier heißt es jetzt: „Die Zeit ist noch nicht reif.“ Das ist eine schwache Formulierung für: „Wir haben nicht genug Mut.“ Ein Thema ewig in der Schwebe halten, Kriterien nicht klar benennen, unter denen darüber nachgedacht wird – das ist nichts, was einer geistlichen Unterscheidung dienlich wäre.
Aber: The time is on our side. Auf dem Konzil vor 60 Jahren haben sich die wenigen Frauen, die kommen und – nur – zuhören durften, noch wie „Gäste im eigenen Haus“ gefühlt. So hatte es Sister Mary Luke Tobin aus den USA damals messerscharf formuliert. Das ist anders geworden: Wir machen klar, wir gehören hierher, lassen uns nicht abwimmeln, auch wenn das viele gerne so hätten. Und: Wir trauen dem heiligen Geist einen langen Atem zu. Deshalb bleiben wir gemeinsam dran. Hier kannst du das Interview von Sr. Nirmala aus Indien anschauen und dir ein eigenes Bild machen. Wie sagte Kamala Harris nach verlorener Präsidentinnenwahl?: „Dies ist nicht die Zeit um alles hinzuschmeißen, dies ist die Zeit, um die Ärmel hochzukrempeln!“ In diesem Sinne, bleibt behütet bis zum nächsten Mal.

Text: Martina Kreidler-Kos
Cover: Bistum Osnabrück

Das Kirchenkram-Video zu diesem Beitrag finden Sie unter:
https://www.youtube.com/watch?v=bjLxwQcu5zw&list=PLB3EtOUwoC1KodvAoPDJVTFCXb9pbFFUS
Das Interview von Sr. Nirmala aus Indien finden Sie auch im Internet unter folgenden Seite
https://www.youtube.com/watch?v=9TC0ZBqXto0

Dr. Martina Kreidler-Kos studierte katholische Theologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und erlangte im Jahr 1999 ihren Doktortitel mit einer Arbeit über die heilige Klara von Assisi. Frau Kreidler-Kos ist derzeit Leiterin der Abteilung Seelsorge im Generalvikariat des Bistums Osnabrück und lebt im Osnabrücker Land. Darüber hinaus ist sie aktives Mitglied der Pfarrei in Icker.

Weitere Beiträge von Martina Kreidler-Kos finden Sie auch auf dieser Homepage, auf der Seite Digitale Gemeinde unter dem Digitalen Angebot
„Blickwinkel – Beiträge von Gemeindemitgliedern und Anderen“.